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Willkommen auf Haneltmania
Eine neue Story wartet auf euch, die es definitiv in sich hat. Kann man vom Schaukeln in eine tiefe Abhängigkeit rutschen?. Alles ist eben möglich.
Schaukeljunkie (Humoriges)
Es gibt ja die dubiosesten
Süchte auf dieser Welt. Ist man erst einmal einer Sucht verfallen, egal um
welche es sich handelt, kann man einfach nicht damit aufhören. Ständig wohnt
dem Körper als auch der Seele ein unbändiger Drang inne, es immer wieder zu
müssen. Wovon ich hier schreibe?. Natürlich meine ich das Schaukeln. Kann man
exzessiv auf einer Wippe-Dippe, einem Pferd auf einer flexiblen dicken
Metallfeder, einem Reifen, der an beiden Seiten mit einer Kette aufgehängt ist,
und, und, und. Zuerst ist es noch ein
Hobby, das kindliche Freude in einem hervor ruft. Jedoch steigert sich die Lust
nach einigen Tagen immens. Schaukeln, bis der Arzt kommt. Schaukeln, bis zum
Abwinken. Eben so lange, bis das Hirn die Umverpackung verlässt oder sich der
Magen nach außen stülpt. Man den vorab gegessenen Eintopf der Straße überlässt.
Wonne in höchster Vollendung?. Für den Einen schon. Jedoch den Anderen ein
Teufelskreis, aus dem es kein entrinnen gibt. Man kann zum Junkie mutieren, für
den es absolut zum jetzigen Zeitpunkt keine Heilungschancen gibt, da keine
probaten Therapien angeboten werden.
Tasa, eine kleine lustige
Dame älteren Jahrgangs, will es noch einmal so richtig krachen lassen. Nicht
dass sie jetzt etwa Bock auf wilde Partys hätte. Nein, nicht wirklich. Es
fehlen immerhin schon einige Freunde, die ihre Seelen ins Nirwana haben driften
lassen, da es ihnen auf der Erde zu langweilig wurde. Somit ist das Thema Party
abgehakt. Schon ziemlich lange. Vor Humor und Lebensfreude fast übersprühend,
driftet sie ab und zu in ihre Kindheit zurück. Was war das für eine tolle Zeit,
in der man einfach das Kind sein genießen konnte. Kleine lustige Spiele wie
Seilhüpfen, Murmeln aus Ton und Bucker aus Glas, versuchen in ein Erdloch zu
schnippen. Also mit dem Zeigefinger quasi dort hinein zu kullern. Himmel und
Erde spielen. Hierzu zeichnete man mit Kreide auf den Gehsteigplatten am Anfang
das Wort Erde ein. Hernach auf der nächsten Platte die Zahl eins. Auf der
Weiteren wurde die Platte mit der zwei und der Zahl drei halbiert. Dann folgte
wieder eine mit der Zahl vier. Usw. Konnte man ellenlang fortsetzen. Am Ende
der letzten Platte stand das Wort Himmel. Man platzierte sich nun auf der
Platte Erde und warf ein Kettchen, evtl. gebastelt aus Büroklammern, auf die eins.
Man hüpfte nun mit einem Bein auf den Platten herum. Durfte allerdings nicht das
Kettchen bespringen. Man hob es auf, immer noch auf einem Bein stehend und warf
das Kettchen in das nächste Plattenkästchen. Sah irgendwie nach hopsen aus. Ja,
es hieß ja auch HOPSE.
Irgendwann wurde man
dieses Spieles überdrüssig und versuchte sich mit anderen ausgedachten Methoden
der Langeweile zu entkommen, die Zeit um die Ohren zu hauen. Tasa sinniert und
sinniert, und am Meisten würde sie liebend gerne wieder schaukeln. Denn hopsen
fällt ihr mittlerweile etwas schwer. Die morschen Knochen röhren dermaßen, dass
man es kaum überhören kann. Also, nicht so toll. Hierzu begibt sie sich des Nachtens
auf den in der Nähe liegenden Spielplatz und setzt sich in den Gummireifen, der
beidseitig von Ringketten gehalten, an einer Stange baumelt. Schwingt beide
Beine nach vorne. Der Ring setzt sich langsam in Bewegung und wird durch das Zurückkatapultieren
immer schneller. Nicht nur das, sondern das Monstrum LKW-REIFEN gewinnt mächtig
an Höhe. Tasa jauchzt, jubelt vor Vergnügen und kann einfach nicht aufhören.
Dabei dreht sie sich mit dem Reifen um die eigene Achse und schaukelt weiter. Macht
eine Kehrt Drehung, und das Spiel beginnt von vorne. Der helle Wahnsinn mit
anzusehen, wie eine alte Dame so viel Vergnügen haben kann.
Am nächsten Tag oder
besser gesagt in der Nacht, muss sie erneut schaukeln gehen. Genauso verhält es
sich am übernächsten und überübernächsten Tag. Ein perfides Suchtspiel nimmt
seinen fatalen Lauf. Quasi in den Fängen dieser unheilbaren Krankheit, aus der sie niemals
heraus kommen wird. Leider wird Tasa nicht bewusst, dass sie zu einem Junkie geworden
ist, der ein Leben lang darauf angewiesen ist, schaukeln zu müssen. Der
Schauplatz ihrer immensen Lust ist dieser Kinderspielplatz. Jede gottverdammte
Nacht. Wenn ihr Tasa auch einmal beäugen wollt, kommt einfach dort hin und seht
ihr beim narrischen Schaukeln zu. Aber Vorsicht, macht es ihr nicht gleich.
Denn das Schaukeln birgt gewisse Gefahren. Ihr wisst schon. ABHÄNGIGKEIT ohne
Ende.
© Marlies Hanelt
16.10.2015