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Willkommen in meinem BLOGREICH
-HANELTMANIA-
Für alle Lesehungrigen habe ich mir wieder eine ziemlich abgefahrene Geschichte einfallen lassen.
Heularium oder Weinstuben?
Wer die Wahl hat, trifft eine Entscheidung
Gustav, Raimund, Siegbert und Franz sitzen an
ihrem heißgeliebten Spieltisch und wollen wieder einen Skat dreschen. Einmal
wöchentlich geht die berühmte Post ab und befreit ihre Gehirne vom
Alltagsgeschehen. Franz hat diesmal die Getränke besorgt und gießt die Gläser dermaßen
mit dem trockenen Rotwein voll, dass die Flüssigkeit droht überzuschwappen. „Halt!“,
schreit Gustav und hält seine Hand demonstrativ über den Rand seines Glases. „Sag
mal Franz, bist du bescheuert?“, donnert er hinterher und verzieht vorwurfsvoll
sein Gesicht. „Die weiße Tischdecke habe ich erst gestern gewaschen!“. „Wehe du
verschüttest auch nur einen Tropfen,
dann haue ich dir deine Skatbirne ab!“, setzt er die Schimpfkanonade
fort. „Mische endlich die Karten und teile aus!“. Franz versucht zu mischen, jedoch
fallen ihm pausenlos die Skatkarten herunter. Jetzt meldet sich auch Raimund zu
Wort. „Sag mal du Mischling, hast du in einer Woche vergessen, wie man das mit
den Karten anstellt?“. „Nein habe ich nicht“. „Irgendwie wollen meine Finger
heute nicht so wie ich es möchte“, kontert Franz verzweifelt. „Aaaach was, lass
mich mal“, bietet sich nun Siegbert an. Die Karten fliegen nur so von der
rechten auf die linke Hand. Fasziniert sieht ihm Franz dabei zu und zuckt mit
seinen Schultern, als Zeichen des Nichtverstehens. Endlich verteilt Siegbert
die Karten und packt zum Schluss die zwei Trümpfe in die Tischmitte. „Franz, du musst jetzt
etwas sagen, reize endlich!“, blökt Siegbert. „Ich eröffne mit NULL!“. „Aha,
also einen NULLOUVERT?“, fragt ihn Siegbert zögerlich. „Dir dürfte klar sein,
dass du keinen Trumpf bekommen darfst“, setzt Siegbert noch einen drauf. Franz
schaut noch einmal sehr intensiv auf sein Blatt und entscheidet. „Ja, Kreuz
Fahne“.
„Wie jetzt!, Kreuz Fahne?“. „Wo bist du
eigentlich heute mit deinem Verstand?“, fragt ihn Gustav und schaut mit
kullerrunden Augen in die Skatrunde. Alle fangen wie auf Befehl lauthals zu
lachen an. „Kinnings so wird das nichts!“, greift Raimund in das Gespräch ein,
nachdem er sich etwas beruhigt hat. Die Gläser sind leer getrunken und Franz
schenkt nach. „So, ihr Schluckspechte, wenigsten ein guter Tropfen sollte
unseren Skatabend vervollkommnen“. „Nun denn, wenn schon keinen Skat, dann
wenigstens die Birne zuschütten“, lallt Siegbert schon etwas angetrunken. Schnell werden vier Flaschen geleert und Franz
muss für Nachschub sorgen. „Fffraaaaanz, uuuhum die Eeeecke ist ne Weeeeeeinstube,
da giiiiibts dddddoooolllllen Roooootwein“. Siegberts Worte sind kaum noch zu
verstehen und wollen nicht mehr klar über seine tauben Lippen kommen.
Franz schwankt aus dem Zimmer, krallt sich
seinen Ledermantel, um zur Weinstube um die Ecke zu taumeln. Irgendwie ist
Franz nicht mehr Herr seiner gesamten Sinne und versucht die Schrift auf dem
Schild zu erkennen, was über dem Laden prangt. Sie steht nicht still, sondern
beginnt von links nach rechts zu laufen. WEINSTUBE, EINSTUBE. INSTUBE, NSTUBE,
STUBE, TUBE, UBE, bis noch nicht einmal ein einziger Buchstabe vorhanden ist.
Scheiße, denkt sich Franz und öffnet die Tür des Ladens, um an die Theke zu
treten. Nach mehrmaligen Versuchen, in denen er einen Tisch, drei Stühle und
einen Gast mitgerissen hat, steht er vor dem Barkeeper und möchte seinen WEINWUNSCH
kund tun. „Iiiich mööööööchte Wwwwwweeeeein….“. Mehr kommt nicht heraus und
Franz schaut verdattert dem Barkeeper ins Gesicht, in der Hoffnung, dass dieser
alles vernommen hat. „Was möchten sie bitte?“, hakt dieser nach und hält sich seine
geöffnete Hand zwecks besseren Verstehens an die Ohrmuschel. „Wwwwwwein….!“. Franz
gibt sein Bestes, jedoch fällt ihm das zusehends immer schwerer. „Ja stimmt,
wir sind eine WEINSTUBE“, bölkt der Typ hinter der Theke jetzt drauf los und
will dem Franz an den Kragen gehen, um ihn über den Tisch zu ziehen.
Hoffnungslosigkeit macht sich im Gehirn von
Franz breit, und ihm fällt nichts Besseres ein, als los zu weinen. „Guter Mann,
wir sind eine Weinstube und kein Heularium“. „Wenn sie vorhaben, das Spielchen
weiter zu treiben, sollten sie in das neueröffnete HEULARIUM gegenüber gehen“,
erklärt der Keeper, nachdem er sich etwas beruhigt hat. Solche Weicheier sind
ihm eigentlich zuwider. „Also, zwecks besseren Verständnis, HEULARIUM gegenüber
okay?“, fordert er den völlig betrunkenen Franz auf und weist mit dem
Zeigefinger in Richtung Tür. In seinem total verwirrten Zustand muss Franz
jetzt eine folgenschwere Entscheidung treffen. WEINSTUBE oder HEULARIUM?, das
ist hier die Frage. Als würde sein Gehirn einfach keine Lust haben, etwas Konstruktives
von sich zu geben, setzt es Franz unter Druck und fordert ihn demonstrativ auf,
Lachsalven ohne Ende zu produzieren. „Lachmöwen haben hier keinen Zutritt“,
gibt der Barkeeper verärgert von sich. „Für –das Land des Lächelns- ist ein anderer
Laden zuständig“. „Der befindet sich allerdings nicht in unserer Stadt“. „Wenn
sie also dort hin möchten, sollten sie sich ein Taxi nehmen“. „Aaaach waaaas“,
winkt Franz ab und trottet aus dem Weinladen, um seinen unaufhörlichen Gelächter
zu frönen. Ein Lachkrampf vom Feinsten ist die Folge. So langsam beginnt sich
in der frischen Luft der Alkoholpegel im Blutkreislauf von Franz zu senken, und
die Birne wird wieder einigermaßen frei. „Was will ich noch mal?“, fragt er
sich, da alles vorher Geschehene wie weggeblasen ist. Konsterniert steht Franz
auf dem Bürgersteig, und Passanten rennen hektisch, keines Blickes würdigend an
ihm vorbei.
© Marlies Hanelt 5.Dezember2014