(Pictures made by WORD)
Hallo meine lieben
---BLOGLESER/INNEN---
Es gibt wieder einmal eine interessante, surrealistische Geschichte, über die man durchaus etwas nachdenken sollte.
TRAURINGE MIT GARANTIE?
Seit langer Zeit bewohne ich eine kleine
Zweizimmer Wohnung in einem Haus im Randgebiet von Berlin. Nicht dass ich dort
alleine leben würde, denn eine Großfamilie hat es sich unter mir ziemlich
gemütlich gemacht. Mit dem ganzen Schnickschnack, den die Einrichtungsvielfalt
zu bieten hat. Erst gestern haben sie mich zum Brunch eingeladen, und ich konnte
mich von ihrem Pomp und Luxus überzeugen. Ich komme auch gleich mit dem Vater ins
Gespräch, da ich offen auf die Menschen zugehe. „Willkommen in unserem Domizil,
Frau Mustermann“, begrüßt er mich mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht und
reicht mir seine große, warme Hand, die mich irgendwie an eine riesige
Maurerkelle erinnert. Zum Einstand wird roter Sekt mit Rosenblättern in
schlanken Gläsern gereicht, den ich auch sofort genüsslich in einem Zug leere. „Möchten
sie noch einen Schluck des süffigen Getränks?“, fragt mich der Vater und grinst
schelmisch. Er wartet die Antwort erst gar nicht ab, sondern schenkt einfach
nach. Versuche mich zwar dagegen zu wehren, jedoch ist er einer von der
schnellen Spezies, wenn es ums Bewirten geht. Er selbst hat noch keinen Tropfen
des wohlschmeckenden Getränks intus.
Erst jetzt beichtet mir Herr Müller, dass
er schon seit Jahren trockener Alkoholiker ist und es auch bleiben will. Durch
die Therapiegruppe –Leben ohne Alkohol- hat er gelernt, wie man widersteht und
sich nicht von dem teuflischen Alkohol verführen lässt. Allerdings hat er sich
von seiner Frau verführen und um den Finger wickeln lassen. Zur bevorstehenden
Trauung schweben ihr Eheringe vor, die nicht ganz billig sind. Eingefasster
Einkaräter in Platinkrone in einer Liaison mit zehn weiteren kleinen Diamanten,
die dem Ring eine gewisse Eleganz bescheinigen. Das Gegenstück besteht wiederum
nur aus neunhundertfünfundachtziger Gelb Gold, deren Rahmen nur durch die
Lilienförmige Ziselierung besticht. Exakter Preis, sechstausend einhundert achtzig
Euro. Selbst für Herrn Müller nicht unbedingt ein Schnäppchen. „Ich weiß nicht
was ich machen soll!“, setzt er das Gespräch fort. „Meine Gattin hat es sich in
den Kopf gesetzt, und ich kann sehen woher das Geld kommt“. „Ratenzahlung hat
der Juwelier leider nicht angeboten“. „Noch nicht einmal einen Check akzeptiert
er“. „Das Einzige wofür diese Eheringe stehen, ist die Langlebigkeit und
Garantie für den Bestand der Ehe“. Herr Müller macht in diesem Moment ein
besorgtes Gesicht, und Tränen der Hoffnungslosigkeit wollen aus seinen Augenwinkeln
kullern. Eheringe, die eine Garantie und Das Versprechen auf immerwährendes
Miteinander vorgaukeln, denke ich und runzle meine Stirn. Irgendwie wirkt mein
Gesichtsausdruck abwesend, als mich Herr Müller beiseite nimmt und seinem Ärger über diese blödsinnige Garantie
vollen Ausdruck verleiht. Wie ein Besinnungsloser hämmert er mit beiden Fäusten
auf die appetitlichen Speisen ein, so dass diese kurz von ihren ovalen,
silbernen Dekor Platten hüpfen und zu Boden fallen. Völlig in ihrer Struktur
aufgelöst liegen sie unsortiert auf dem farbenfrohen Flokati und bilden eine
Art Landkartenmuster.
Dies wirkt so urkomisch, und ich lache im
selben Moment aus vollem Hals los. Brülle so laut, dass die leeren Sektgläser
zerspringen und die Splitter ebenfalls zu Boden sausen. Herr Müller blickt
fassungslos, nachdem sich seine Aggression etwas gelegt hat, auf das vor ihm
liegende Trümmerfeld und ist zu keiner Bewegung fähig. Wie einbetoniert
verharrt er so einige Minuten, bis erneut Wut in ihm hochkriecht. Herr Müller
greift nach dem Brotmesser und sticht wie geistesabwesend auf die am Boden
liegenden Speisen ein. Immer wieder setzt er an und kann einfach nicht
aufhören. Genau in diesem Ablauf des Spektakels erscheint seine Frau und labert
ihn zu. „Schatz, ich habe uns etwas besorgt“, triumphiert sie mit völliger Gelassenheit,
so als würde sie das Durcheinander gar nicht wahrnehmen. Sie zieht ein kleines,
weißes Kästchen aus ihrer Lederumhängetasche und öffnet es. Zwei Eheringe, von
denen der eine nur so vor Diamanten strotzt, funkeln Herrn Müller entgegen. „Ich
habe das Geld hierfür von deinem Konto abgehoben und uns diese preiswerten
Eheringe besorgt“, fährt sie mit belustigtem Unterton fort. Herr Müller glaubt
in einem Horrorstreifen mitzuspielen und agiert dementsprechend. Wie von einem
Dämon besessen erhebt er den Arm, in dessen Hand die Brotmesserklinge blitzt. Unkontrolliert
sticht er auf seine Frau ein und lässt erst von ihr ab, als sie tot und
blutüberströmt am Boden liegt. Plötzlich erwacht Herr Müller aus seinem Trancezustand
und blickt konsterniert auf seine auf dem Flokati liegende, mausetote Frau, die
eigentlich bald seine Ehefrau werden sollte. „Was habe ich nur getan?“, ist das
Einzige was noch über seine Lippen kommt.
Was für ein gelungener Tag, denke ich und
versuche Herrn Müller irgendwie abzulenken, indem ich ihm ein Gläschen mit dem
aromatischen, prickelnden Sekt reiche, was er dankend annimmt und sofort
austrinkt. Glücklich, aber wieder zum Alkoholiker geworden, geben wir uns Beide
noch die Kante….
FAZIT
Nichts aber auch gar nichts gibt eine
Garantie auf eine immerwährende Ehe, oder doch?. Es sind die kleinen Dinge im
Leben, die das Herz erfreuen und uns miteinander glücklich werden lassen.
© Marlies Hanelt 7.Oktober2014