Dienstag, 7. Oktober 2014

TRAURINGE MIT GARANTIE?. Aus meiner surrealistischen Belletristiksammlung.

                             
            
                         
(Pictures made by WORD)



                       Hallo meine lieben
                          ---BLOGLESER/INNEN---

Es gibt wieder einmal eine interessante, surrealistische Geschichte, über die man durchaus etwas nachdenken sollte.





                TRAURINGE MIT GARANTIE?
Seit langer Zeit bewohne ich eine kleine Zweizimmer Wohnung in einem Haus im Randgebiet von Berlin. Nicht dass ich dort alleine leben würde, denn eine Großfamilie hat es sich unter mir ziemlich gemütlich gemacht. Mit dem ganzen Schnickschnack, den die Einrichtungsvielfalt zu bieten hat. Erst gestern haben sie mich zum Brunch eingeladen, und ich konnte mich von ihrem Pomp und Luxus überzeugen. Ich komme auch gleich mit dem Vater ins Gespräch, da ich offen auf die Menschen zugehe. „Willkommen in unserem Domizil, Frau Mustermann“, begrüßt er mich mit einem freundlichen Lächeln im Gesicht und reicht mir seine große, warme Hand, die mich irgendwie an eine riesige Maurerkelle erinnert. Zum Einstand wird roter Sekt mit Rosenblättern in schlanken Gläsern gereicht, den ich auch sofort genüsslich in einem Zug leere. „Möchten sie noch einen Schluck des süffigen Getränks?“, fragt mich der Vater und grinst schelmisch. Er wartet die Antwort erst gar nicht ab, sondern schenkt einfach nach. Versuche mich zwar dagegen zu wehren, jedoch ist er einer von der schnellen Spezies, wenn es ums Bewirten geht. Er selbst hat noch keinen Tropfen des wohlschmeckenden Getränks intus.
Erst jetzt beichtet mir Herr Müller, dass er schon seit Jahren trockener Alkoholiker ist und es auch bleiben will. Durch die Therapiegruppe –Leben ohne Alkohol- hat er gelernt, wie man widersteht und sich nicht von dem teuflischen Alkohol verführen lässt. Allerdings hat er sich von seiner Frau verführen und um den Finger wickeln lassen. Zur bevorstehenden Trauung schweben ihr Eheringe vor, die nicht ganz billig sind. Eingefasster Einkaräter in Platinkrone in einer Liaison mit zehn weiteren kleinen Diamanten, die dem Ring eine gewisse Eleganz bescheinigen. Das Gegenstück besteht wiederum nur aus neunhundertfünfundachtziger Gelb Gold, deren Rahmen nur durch die Lilienförmige Ziselierung besticht. Exakter Preis, sechstausend einhundert achtzig Euro. Selbst für Herrn Müller nicht unbedingt ein Schnäppchen. „Ich weiß nicht was ich machen soll!“, setzt er das Gespräch fort. „Meine Gattin hat es sich in den Kopf gesetzt, und ich kann sehen woher das Geld kommt“. „Ratenzahlung hat der Juwelier leider nicht angeboten“. „Noch nicht einmal einen Check akzeptiert er“. „Das Einzige wofür diese Eheringe stehen, ist die Langlebigkeit und Garantie für den Bestand der Ehe“. Herr Müller macht in diesem Moment ein besorgtes Gesicht, und Tränen der Hoffnungslosigkeit wollen aus seinen Augenwinkeln kullern. Eheringe, die eine Garantie und Das Versprechen auf immerwährendes Miteinander vorgaukeln, denke ich und runzle meine Stirn. Irgendwie wirkt mein Gesichtsausdruck abwesend, als mich Herr Müller beiseite nimmt und  seinem Ärger über diese blödsinnige Garantie vollen Ausdruck verleiht. Wie ein Besinnungsloser hämmert er mit beiden Fäusten auf die appetitlichen Speisen ein, so dass diese kurz von ihren ovalen, silbernen Dekor Platten hüpfen und zu Boden fallen. Völlig in ihrer Struktur aufgelöst liegen sie unsortiert auf dem farbenfrohen Flokati und bilden eine Art Landkartenmuster.
Dies wirkt so urkomisch, und ich lache im selben Moment aus vollem Hals los. Brülle so laut, dass die leeren Sektgläser zerspringen und die Splitter ebenfalls zu Boden sausen. Herr Müller blickt fassungslos, nachdem sich seine Aggression etwas gelegt hat, auf das vor ihm liegende Trümmerfeld und ist zu keiner Bewegung fähig. Wie einbetoniert verharrt er so einige Minuten, bis erneut Wut in ihm hochkriecht. Herr Müller greift nach dem Brotmesser und sticht wie geistesabwesend auf die am Boden liegenden Speisen ein. Immer wieder setzt er an und kann einfach nicht aufhören. Genau in diesem Ablauf des Spektakels erscheint seine Frau und labert ihn zu. „Schatz, ich habe uns etwas besorgt“, triumphiert sie mit völliger Gelassenheit, so als würde sie das Durcheinander gar nicht wahrnehmen. Sie zieht ein kleines, weißes Kästchen aus ihrer Lederumhängetasche und öffnet es. Zwei Eheringe, von denen der eine nur so vor Diamanten strotzt, funkeln Herrn Müller entgegen. „Ich habe das Geld hierfür von deinem Konto abgehoben und uns diese preiswerten Eheringe besorgt“, fährt sie mit belustigtem Unterton fort. Herr Müller glaubt in einem Horrorstreifen mitzuspielen und agiert dementsprechend. Wie von einem Dämon besessen erhebt er den Arm, in dessen Hand die Brotmesserklinge blitzt. Unkontrolliert sticht er auf seine Frau ein und lässt erst von ihr ab, als sie tot und blutüberströmt am Boden liegt. Plötzlich erwacht Herr Müller aus seinem Trancezustand und blickt konsterniert auf seine auf dem Flokati liegende, mausetote Frau, die eigentlich bald seine Ehefrau werden sollte. „Was habe ich nur getan?“, ist das Einzige was noch über seine Lippen kommt.
Was für ein gelungener Tag, denke ich und versuche Herrn Müller irgendwie abzulenken, indem ich ihm ein Gläschen mit dem aromatischen, prickelnden Sekt reiche, was er dankend annimmt und sofort austrinkt. Glücklich, aber wieder zum Alkoholiker geworden, geben wir uns Beide noch die Kante….
FAZIT
Nichts aber auch gar nichts gibt eine Garantie auf eine immerwährende Ehe, oder doch?. Es sind die kleinen Dinge im Leben, die das Herz erfreuen und uns miteinander glücklich werden lassen.
© Marlies Hanelt 7.Oktober2014