SURREALISTISCHE BELLETRISTIK
Hallöchen, meine lieben Fans des Surrealistischen.
WILLKOMMEN IN MEINEM BLOGREICH
Für alle diejenigen, welche dem zugeneigt sind, gibt es ein weiteres Schmankerl aus meiner Fantasiewelt.
Selbstschüsse mit weit-reichenden Folgen
Irgendwann im Laufe des Tages erhalte ich
einen ziemlich negativen Anruf vom Finanzamt. Mir wird von einem monoton und
sachlich sprechenden Behördenhengst mitgeteilt, dass ich Steuern nachzuzahlen habe.
Übel, übel, denke ich zwangsläufig. Hake gleich nach, und frage wie hoch die Summe
wäre. „1600 Euro, Frau Hanelt“, ist die prompte Antwort, die mich fast vom
Sessel haut. „Wie bitte, 1600 Euro!“, schreie ich förmlich aufgelöst durch den
Draht. „Da hat sich doch das Finanzamt bestimmt verrechnet oder?“, kommt von
mir die eigentlich blöde Frage. Der Fiskus vertut sich niemals. „Nein, Frau Hanelt,
laut ihrer Bezüge Nachweise vom Arbeitgeber haben wir alles richtig berechnet“.
„Leider haben sie Nebeneinkünfte erwirtschaftet,
die ebenfalls steuerlich anzuzeigen sind“. „Sieh mal einer an, hätte ich ein
Schweizer Konto, wäret ihr niemals dahinter gekommen oder?“, frage ich den Finanzbeamten
mit einer gewissen Belustigung. „Haben sie denn ein Konto in der Schweiz?“,
haut er gleich hinterher. „Natürlich, dort horte ich meine Millionen“. Versuche
meinen aufkeimenden Lachanfall zu unterdrücken und korrekt zu wirken.
„Tatsächlich?“. In diesem Moment baut sich
vor meinem geistigen Auge das verdutzte Gesicht des Amtsmenschen auf. Sehe
quasi seine grauen, knochigen Gesichtszüge. Haare frisch gegelt, die mit einem
korrekt gezogenen Mittelscheitel ziemlich albern wirken. Eine kleine, runde Metallbrille
auf dem Nasenrücken, über dessen Rand er trostlos und trübe daher schaut. Eben
ein zeitgenössischer Beamte, wie ihn jeder schon einmal gesehen hat. Jetzt gibt
es kein Halten mehr für mich. Ich pruste los vor Lachen. Es hört sich an, als
würden Hunderte von Hühnern gackern. Die 1600 Euro sind mir egal, da ich sie
ohnehin nicht gleich bezahlen kann. Vielleicht sollte ich um Ratenzahlung
bitten, kommt mir ein Gedanke durch mein gestresstes Gehirn.
Zwangsläufig folgt darauf die sehr
konstruktive Frage, ob ich den Betrag auch in zwanzig Euro Raten abstottern
kann. Funkstille am anderen Ende der Leitung. Merke, wie sich förmlich
virtuelle Fragezeichen über dem Scheitel des Beamten aufbauen. Daraufhin brülle
ich erneut in schallendes Gelächter aus. Muss sich der Typ doch ziemlich
veräppelt vorkommen. Ich meine es aber total Ernst. Trotzdem lache ich wie
verrückt, und kann einfach nicht mehr aufhören. Die Folge ist ein höllischer Lachflash
vom Feinsten. Jedoch bleibt der Finanzjockey sehr sachlich, was mich zusätzlich
anfacht. Ein Mensch ohne Humor geht eigentlich gar nicht, denke ich. Ist eben
ein totaler, hundertprozentiger Beamte. Ja nee, ist klar.
„Ratenzahlung ist gesetzlich nicht
vorgesehen“, setzt er das eigenartige Gespräch fort. „Sind sie des Wahnsinns
kesse Beute, Mann?“, brülle ich durch den Hörer. „Mir ist es einfach nicht
gegeben, die Knete einfach so rüber zu reichen“. „Mein Konto ist ohnehin schon
weit in den Miesen“.
Wieder Stille in der Leitung. Plötzlich
vernehme ich mehrere Knallgeräusche, peng, peng, peng. Sie lassen mir fast den
Festnetzhörer aus der Hand fallen. Zudem höre ich nichts mehr. Kein Ton meines
sonst so lauten Umfeldes dringt an mein Trommelfell, da es von dem lauten Getöse
der Waffe zerfetzt worden ist. Nur noch ein Gedanke in meinen Gehirnwindungen,
und die völlig abstruse Frage, Selbstmord mit drei Schüssen?.
Habe kein Geld, einen Haufen Schulden beim
Finanzamt, und zusätzlich kein Gehör mehr. Ich ziehe die obere Schublade meines
Schreibtisches auf, und will ihr die ständig geladene Walter PP entnehmen. Meine
Augen blicken ins Leere. Also hebe ich meinen linken Arm, halte den Zeigefinger
gegen die Schläfe und drücke ab. Der Fingerkuppe entweicht die Kugel, und
rauscht mit hohem Tempo an meinen Augen knapp vorbei. Bleibt in der Wand
stecken, und versaut mir die Tapete mit einem großen Loch, an deren Rand sich
Schmauchränder bilden. Es qualmt fürchterlich. Noch nicht einmal richtig zielen
und treffen kann ich. Klar, die Brille liegt ja auch im Schubfach, da wo sonst eigentlich
die Walter PP Unterschlupf findet. Hätte
sie die Brille aufgesetzt, wäre die Frau jetzt wohl zerfetzt.
©Marlies Hanelt 7.September2014