Sonntag, 7. September 2014

-Selbstschüsse mit weit-reichenden Folgen- aus meiner surrealistischen Belletristikkiste


                            
  SURREALISTISCHE    BELLETRISTIK

Hallöchen, meine lieben Fans des Surrealistischen.

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Für alle diejenigen, welche dem zugeneigt sind, gibt es ein weiteres Schmankerl aus meiner Fantasiewelt.



           Selbstschüsse mit weit-reichenden Folgen
Irgendwann im Laufe des Tages erhalte ich einen ziemlich negativen Anruf vom Finanzamt. Mir wird von einem monoton und sachlich sprechenden Behördenhengst mitgeteilt, dass ich Steuern nachzuzahlen habe. Übel, übel, denke ich zwangsläufig. Hake gleich nach, und frage wie hoch die Summe wäre. „1600 Euro, Frau Hanelt“, ist die prompte Antwort, die mich fast vom Sessel haut. „Wie bitte, 1600 Euro!“, schreie ich förmlich aufgelöst durch den Draht. „Da hat sich doch das Finanzamt bestimmt verrechnet oder?“, kommt von mir die eigentlich blöde Frage. Der Fiskus vertut sich niemals. „Nein, Frau Hanelt, laut ihrer Bezüge Nachweise vom Arbeitgeber haben wir alles richtig berechnet“. „Leider haben  sie Nebeneinkünfte erwirtschaftet, die ebenfalls steuerlich anzuzeigen sind“. „Sieh mal einer an, hätte ich ein Schweizer Konto, wäret ihr niemals dahinter gekommen oder?“, frage ich den Finanzbeamten mit einer gewissen Belustigung. „Haben sie denn ein Konto in der Schweiz?“, haut er gleich hinterher. „Natürlich, dort horte ich meine Millionen“. Versuche meinen aufkeimenden Lachanfall zu unterdrücken und korrekt zu wirken.
„Tatsächlich?“. In diesem Moment baut sich vor meinem geistigen Auge das verdutzte Gesicht des Amtsmenschen auf. Sehe quasi seine grauen, knochigen Gesichtszüge. Haare frisch gegelt, die mit einem korrekt gezogenen Mittelscheitel ziemlich albern wirken. Eine kleine, runde Metallbrille auf dem Nasenrücken, über dessen Rand er trostlos und trübe daher schaut. Eben ein zeitgenössischer Beamte, wie ihn jeder schon einmal gesehen hat. Jetzt gibt es kein Halten mehr für mich. Ich pruste los vor Lachen. Es hört sich an, als würden Hunderte von Hühnern gackern. Die 1600 Euro sind mir egal, da ich sie ohnehin nicht gleich bezahlen kann. Vielleicht sollte ich um Ratenzahlung bitten, kommt mir ein Gedanke durch mein gestresstes Gehirn.
Zwangsläufig folgt darauf die sehr konstruktive Frage, ob ich den Betrag auch in zwanzig Euro Raten abstottern kann. Funkstille am anderen Ende der Leitung. Merke, wie sich förmlich virtuelle Fragezeichen über dem Scheitel des Beamten aufbauen. Daraufhin brülle ich erneut in schallendes Gelächter aus. Muss sich der Typ doch ziemlich veräppelt vorkommen. Ich meine es aber total Ernst. Trotzdem lache ich wie verrückt, und kann einfach nicht mehr aufhören. Die Folge ist ein höllischer Lachflash vom Feinsten. Jedoch bleibt der Finanzjockey sehr sachlich, was mich zusätzlich anfacht. Ein Mensch ohne Humor geht eigentlich gar nicht, denke ich. Ist eben ein totaler, hundertprozentiger Beamte. Ja nee, ist klar.
„Ratenzahlung ist gesetzlich nicht vorgesehen“, setzt er das eigenartige Gespräch fort. „Sind sie des Wahnsinns kesse Beute, Mann?“, brülle ich durch den Hörer. „Mir ist es einfach nicht gegeben, die Knete einfach so rüber zu reichen“. „Mein Konto ist ohnehin schon weit in den Miesen“.
Wieder Stille in der Leitung. Plötzlich vernehme ich mehrere Knallgeräusche, peng, peng, peng. Sie lassen mir fast den Festnetzhörer aus der Hand fallen. Zudem höre ich nichts mehr. Kein Ton meines sonst so lauten Umfeldes dringt an mein Trommelfell, da es von dem lauten Getöse der Waffe zerfetzt worden ist. Nur noch ein Gedanke in meinen Gehirnwindungen, und die völlig abstruse Frage, Selbstmord mit drei Schüssen?.
Habe kein Geld, einen Haufen Schulden beim Finanzamt, und zusätzlich kein Gehör mehr. Ich ziehe die obere Schublade meines Schreibtisches auf, und will ihr die ständig geladene Walter PP entnehmen. Meine Augen blicken ins Leere. Also hebe ich meinen linken Arm, halte den Zeigefinger gegen die Schläfe und drücke ab. Der Fingerkuppe entweicht die Kugel, und rauscht mit hohem Tempo an meinen Augen knapp vorbei. Bleibt in der Wand stecken, und versaut mir die Tapete mit einem großen Loch, an deren Rand sich Schmauchränder bilden. Es qualmt fürchterlich. Noch nicht einmal richtig zielen und treffen kann ich. Klar, die Brille liegt ja auch im Schubfach, da wo sonst eigentlich die Walter PP Unterschlupf findet.  Hätte sie die Brille aufgesetzt, wäre die Frau jetzt wohl zerfetzt.
©Marlies Hanelt 7.September2014