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Seid mir herzlich Willkommen in meinem Blogreich
-Haneltmania-
Eine leerreiche Story, die einen Hauch von Surrealistik beinhaltet, wartet auf euch.
Münchhausener Lügenspiegel
Wer von euch kennt diesen
Effekt nicht! Ich meine hiermit das Schauen und sich Betrachten im Spiegel des
Badezimmers oder auch Korridors. Kurz das silbern glänzende Haar Strähnchen zurecht
gezupft. Die Lippen mit einem Pflegestift in passender Farbe nachgezogen. Hier
und da einen Hauch von Tagescreme, mit integrierter Feuchtigkeitskomponente
aufgetragen. Eyeliner und Lidschatten perfekt gezeichnet, um die Augen besser erstrahlen
zu lassen, und schon ist man der irrigen Ansicht, absolut stylistisch aufgemotzt
für den Catwalk zu sein. Nur noch kurz
die Lippen geschürzt, übereinander gepresst, damit auch das letzte bisschen
Lippen Balm richtig platziert wird, und schon kann der Tag beginnen.
Ach nein, etwas fehlt hier
noch. Ein Tröpfchen des Lieblingsparfüms hinter jedes Ohrläppchen getupft,
damit man eventuell entstehende Nebengerüche während des Tages damit überlagert.
Im Extremfall hüllen sich Frauen in eine Wolke von Parfüm ein, dass es einem
die Nasenlöcher zupfropft. Aber, jeder nach Gutdünken. Fertig ist das Abbild einer
künstlerisch wertvollen Kreation, die einer Diva oder auch Königin gleichkommt.
Manche verharren final noch eine Weile vor dem Spiegel, um sich ihres erfolgreichen
alltäglichen Prozederes zu weiden. So soll es denn sein. Auf Dauer wird das leider
extrem langweilig. Somit befragt man den Spiegel, ob seiner Schönheit. „Mein
holdes Spiegelein, findest du mich richtig fein? Sags mir auf der Stelle, tue
mir deine Meinung kund! Wirkt das übertrieben und zu kunterbunt? Du hängst
einfach nur an der Wand. Nun sage mir endlich, wer die Schönste im ganzen Land?“
Wie das berühmte Schweigen
im Walde, erfolgt logischerweise keine stimmengewaltige Resonanz, des an der
Wand befindlichen Spiegels. Ja wie auch! Immerhin können Gegenstände nicht
reden. Denn täten sie es, käme das einem orgasmusähnlichem Geschrei des Aufbegehrens
gleich. Sie würden lügen, nur um die Wahrheit nicht kund zu tun. Wer will diese
schon hören? Demzufolge geht das Lügensyndrom an den Start. Auch wenn diese
kurze Beine besitzen, damit sie im Nachhinein schneller laufen können, wird auf
Teufel komm raus gelogen.
In diesem Moment der
unsäglichen Stille und des Wartens auf eine eventuell doch kommende Antwort,
schaut man auf sein Spiegelbild. Urplötzlich wölbt sich das Teil, und es formt
sich ein Gesicht heraus. Mit langer roter Nase. Zwei tiefsitzenden schwarzen
Murmelaugen, die glanzlos wirken. Einem Mund, der roter als die untergehende
Sonne ist. Ohren, die größer als ein Teller wirken. Das Konterfei des Egos
macht einer Lügenfratze Platz und beginnt zu labern. „Willst du die Wahrheit
hören?“ kommt die völlig sinnlose Frage. Denn wie von mir vorab geschrieben,
will diese niemand wirklich erfahren. „Klar, die Wahrheit und nichts weiter als
die blanke Wahrheit“, antwortet man dann. Das Gesicht lächelt und sabbert extrem,
da es diesem manchmal schwerfällt, die Fassung über derart Unwahrheiten nicht
zu verlieren. „Natürlich schaut das irre aus. Könntest ruhig mehr Camouflage
auflegen. Je mehr, desto besser. Willst doch auffallen oder etwa nicht? Dich
von anderen abheben“.
„Aber sicher doch“, erfolgt die prompte Reaktion. „Denn, ich bin die Einzige, welche das Ideal von Schönheit reichlich gebucht hat“. Nimmt die klare Ansage für bare Münze und kleistert sich mit allem Rouge Puder zu, was sich auf der Badablage über dem Waschbecken befindet.
Selbstsicher wird man
jetzt das Bad verlassen, um sich der Umwelt und den wohlwollenden Blicken von Menschen
zu offenbaren. Eine Offenbarung ist das Ergebnis auf jeden Fall. Wirkt wie
gewollt und nicht gekonnt. Daraufhin zieht sich die Maske des Spiegels zurück
und verschwindet auf nimmer Wiedersehen. Daraufhin formiert sich eine
Kanonenkugel heraus, auf der die Lügenfratze
sitzt und hämisch lachend davon fliegt. Mit der Absicht, in andere obskure
Spiegel einzutauchen, damit das Lügengerüst erhalten bleibt. Denn wie von mir
vorab abermals erwähnt, sind Wahrheiten unerwünscht. Die Seele könnte Schaden
nehmen. Jedoch, nimmt sie das nicht auch, wenn wir uns maskieren, um unser
wahres Ego nicht zeigen zu müssen?
Werfen wir also die Masken
ab und zeigen uns so, wie wir eben ausschauen. Individuell von Mutter Natur
gestaltet. Auch ohne viel Brimborium drum herum, da dieses nur etwas
vortäuscht, was nicht wirklich vorhanden ist. Trumpfen wir doch einmal mit unserem
Wissen als auch charakterlichen Vorzügen. Äußerlichkeiten verändern sich mit
den Lebensjahrzehnten. Nehmen wir diese einfach an und fühlen uns in unserem
Körper mit seinem Erscheinungsbild wohl. Körper und Seele sollten immer
gepflegt werden und im Einklang sein. Eben ohne überbewertendes Masken ähnliches
Gehabe.
© Marlies Hanelt 3. Mai
2016
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