Mittwoch, 4. November 2015

-HOLZBRÜCKE INS NEBULÖSE NIRGENDWO-. Mystischer Horror.

                         
(Foto von: Quando Enfant parla Garrique)

Hallöchen und Willkommen im Reiche des mystischen Horrors. Diesmal eine Story in diesem Genre. 



       Holzbrücke ins nebulöse Nirgendwo
                (Mystischer Horror)
Ansgar, ein Mann in der Blüte seiner Manneskraft, sitzt allabendlich auf seiner schwarzen Nubukleder Couch und lässt den Alltag vor seinem geistigen Auge wie einen Film abspulen. Wieder einmal auf der Jagd nach Frischfleisch, ist alles zu seiner vollsten Zufriedenheit ausgefallen. Er, der Typ, auf den die Frauen fliegen, stehen oder auch liegen, kann einfach nicht anders. Ansgar muss sie eben alle geschmeckt haben. Was für eine ohnmächtige Potenz, die ihm schon seit langen Jahren inne wohnt und auch befriedigt werden will. Je mehr Weiber, desto besser für sein männliches Ego. Der Hammer schlechthin.
Leider gibt es eine Frau, die er einfach nicht bekommen kann. Sie wohnt gleich neben seinem Apartment und fasziniert ihn. Ob das wohl etwas mit Liebe zu tun hat?. Noch nicht einmal ansatzweise ist Ansgar fähig, sich ihr zu nähern oder verbalen Kontakt aufzunehmen. Ihm versagt einfach die Stimme. Weiche Knie als auch unbändiges Herzklopfen geben sich  den Schlagabtausch. Er fühlt sich in ihrer Nähe irgendwie total hilflos. Wie ein Junge, der das erste Mal etwas mit einer Frau anfangen möchte, jedoch keine Ahnung hat, wie das Problem zu lösen wäre. Ihr Äußeres wirkt sehr gepflegt und absolut perfekt. Geschminkt bis zum Abwinken und Klamotten, die sie offensichtlich für teuer in einer Boutique gekauft  hat. So ist zumindest sein Eindruck. Erhobenen Hauptes und mit einer Selbstsicherheit, die an eine Königin erinnert, stolziert sie immer an ihm vorbei. Nimmt Ansgar  noch  nicht einmal ansatzweise wahr. So als wäre er gar nicht vorhanden. Ignoranz auf der ganzen Linie. Genau das ist es, was Ansgar bis jetzt noch nie hatte. Diese vehemente Ablehnung. Irgendwie törnt ihn diese Frau trotzdem ziemlich an.
Verdammt, die werde ich nie und nimmer bekommen,  denkt er in sich  hinein und hat schon aufgegeben, bevor es begonnen hat. Eigentlich ist das nicht seine Vorgehensweise. Denn bis jetzt hat er immer das bekommen, was er wollte. Weiber ohne Ende. Diesmal ist es jedoch ganz anders. Ansgar beginnt sich in sein Fantasiereich zu begeben. Die einzige Möglichkeit, dieser Traumfrau sehr nahe sein zu können. Was bleibt ihm auch anderes übrig. Vor ihm steht auf seinem hölzernen Tisch die noch gut gefüllte Flasche mit dem Monte Pulciano D’abruzzo. Ein trockener Rotwein für besondere Anlässe. Dies ist nun eine aus der Normalität fallende Situation. Ansgar gießt das Kristallglas voll und nimmt die Aromaten intensiv auf. Nippt erst und trinkt es in einem Zug leer. Gießt nach. Denselben Vorgang wiederholt er noch zig Male, bis er final einschläft. Sich in das Traumland begibt, aus dem Ansgar niemals mehr erwachen wird.
Träumerisches Ende
Ansgar schwebt auf irgendeinem dunklen Sandweg entlang, der ihn zu diesem Holzsteg führt. Sein Busenfreund Lars hatte ihm schon öfters davon erzählt, und jedes Mal erschauerte er. Konnte sich keinen Reim hierauf machen. Welche Bedeutung dieser Brücke zukommt, bleibt nebulös und geheimnisvoll. Halb ragt diese ins spiegelglatte Wasser. Das Ende lässt sich nicht ausmachen, da es von einer Nebelwand abgetrennt ist. Unschlüssig ihn zu betreten, wendet sich Ansgar ab. Will den Weg zurück laufen. Jedoch hindert ihn etwas oder jemand daran. Wie von Geisterhand magisch manipuliert, wird sein Körper in diese mystische Wand hinein gezogen und bleibt abrupt stehen. Das Ziehen hat aufgehört. Unfähig sich zu bewegen, blickt Ansgar in das Finstere, niemals enden wollende.
Plötzlich schält sich die Kontur einer Frau heraus und nimmt immer mehr Gestalt an. Wird zu dem, was er sich doch so sehnlichst wünscht. Das Abbild der Sinnlichkeit und Würde schlechthin. Sieht seiner Angebeteten verblüffend ähnlich. Wie in Zeitlupe schreitet sie auf ihn zu. Streckt ihre Arme nach Ansgar aus und nimmt ihn zärtlich in die Arme. Nur für einen kurzen Moment nimmt ihre Mimik diabolische Züge an. Verschwindet, um einem weiblichen Lächeln Platz zu gewähren. Sekundenschnell schießen aus ihren Fingerkuppen lange spitze dolchähnliche Krallen hervor. Bohren sich tief in sein männliches Genital. Ziehen ihn weiter daran in die teuflische Düsternis hinein, bis es letztendlich abreißt. Eine Fistelstimme ertönt mit satanischen Worten der Abneigung als auch Hasses. „Nie wieder wirst du irgendeiner Frau ihrer Wertigkeit berauben, hörst du!. Nie wieder!. Respekt und Achtung vor dem anderen Geschlecht, in einem anderen Leben, werden dir beschieden sein!“. In diesem Moment schwebt aus dieser düsteren Hölle ein Todesvogel mit weit ausgebreiteten Schwingen auf Ansgar zu. Nimmt seine erbarmungswürdige Seele mit in das große Universum, wo sie eine Wiedergeburt erfährt. Für derhin ihrer Andersartigkeit frönend, in einem neuen zweiten Leben.
© Marlies Hanelt 4.November2015