Freitag, 9. Januar 2015

-Visualisierungseffekt versus Gehörgang- aus meiner Zauberkiste der Surrealistik


                         
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Wieder gibt es eine surrealistische Geschichte, die eigentlich realistisch sein könnte.
Wer kennt das nicht, wenn man Geräusche wahrnimmt und diese nicht deuten kann, da die Quelle derselben nicht zu visualisieren ist. 



Visualisierungseffekt versus Gehörgang              

Manchmal will uns ein Geräusch etwas sagen, obwohl wir die Quelle desselben nicht wirklich ausmachen können, da sie sich unseres Blickes einfach nicht zeigen will oder kann. Sie entzieht sich förmlich unseren Augen. Jetzt kommt die Fantasie ins Spiel. Je nachdem welche Effekte wir vernehmen, wird das Gehirn versuchen, das kongruente Bild hierfür zu schaffen. Was sich da alles aufbauen kann, werde ich euch  in einer surrealistischen Geschichte humorvoll herüber bringen. Es kann durchaus auch möglich sein, dass wir zum Beispiel einen in seiner vollen Blätterpracht vor unserem Fenster sich hin und her neigenden Baum visualisieren und wissen, dass es draußen windet oder sogar stürmt. Erkennen können wir das deutlich an dem Neigungswinkel des dünnen Stammes und der sich mehr oder weniger bewegenden Blätter. Die Phonetik und das Klangbild der Naturerscheinung werden erst richtig gedeutet und unterschieden, wenn wir das Fenster öffnen.  In meiner Geschichte arbeiten SEHEN und HÖREN gegeneinander, da einer von beiden SINNEN einfach nichts wahrnehmen kann und seinem Gegner dementsprechend einen Possen zu spielen scheint.
Noch schlaftrunken sitze ich auf meinem gut gepolsterten Bürodrehstuhl und beobachte fasziniert das illustre Treiben des Herbststurmes mit den blätterlosen Zweigen der Bäume. Durch die gut isolierten Fenster vernehme ich natürlich nichts. Er drückt sie förmlich in die eine Richtung, bis dieser sie wieder auf die andere Seite zurück schnellen lässt. Irgendwie scheint es mir so, als hätte er keine Lust mehr, diesen Vorgang immer und immer wieder erneut zu starten. Dementsprechend wirbelt der Sturm diese einfach nur herum und lässt sie wahlweise mal einen Tango als auch Walzer tanzen. Sie zittern wie Espenlaub und wollen sich offensichtlich gegen diese Attacke vehement wehren. Ein Bild für Götter. Draußen muss sich die Hölle austoben, denn bis zu meinem Gehörgang dringen immer noch keine Geräusche vor, die dieses Bild eigentlich vervollständigen würden. Quasi komplettieren. Die Fenster sind, wie von mir vorab erwähnt, luftdicht verschlossen. Na ja, nicht zu hundert Prozent, denn die Gummidichtungen sind schon etwas trocken und neigen zu dünnen, kaum sichtbaren Haarrissen. Nur ein leises Säuseln dringt daher in meinen Gehörgang bis zum Trommelfell. Die minimalistischen Schallwellen schlägt es hemmungslos weiter, paukt diese bis zum Steigbügel, dem Gehörknöchelchen, aufwärts bis zu der Region im Gehirn, wo sich das passende Zentrum damit beschäftigen darf. Die Gehörschnecke pennt und lässt mich taumeln. Was kümmert mich in diesem Moment mein Gleichgewicht!. Die Sinne befinden sich nicht mehr im Urzustand der Normalität, und Alles scheint aus den Fugen zu geraten. Da das Zentrum des Hörens heute offensichtlich nicht die geringste Lust verspürt, seiner Arbeit nachzukommen, erhalte ich wirre Informationen, die das Visuelle als auch den Hörvorgang völlig aus dem Takt bringen. Klar, möchte ich nun Ordnung in dem Wirrwarr schaffen und öffne das Fenster, um mich von diesem Naturwunder höchstpersönlich, richtig zu überzeugen. Mit dem Gedanken, dass mich meine Sinne mal ordentlich können.
Plötzlich werden die beiden Fensterhälften mit voller Kraft aufgestoßen und knallen volles Rohr auf meine Gesichtsrundungen. Scheiben zersplittern, und dieses Geräusch lässt endlich meine Sinne aufwachen. Sie räkeln sich, strecken ihre grazilen Fühler jammernd aus und bitten inständig um Hilfe. Mitleid können sie von mir nicht erwarten, denn ein quälender, ziehender Schmerz durchzuckt meinen gesamten Körper. Na sieh‘ mal einer an, wenigstens die Nervensinne spielen noch ein normales Spiel, welches ich mit lautem Schreien und vollem Einsatz eines hysterischen Weinkrampfes annehme. In diesem Moment ertönt ein donnerndes Bummern von der Zimmerdecke, das in einem einmaligen Knall endet. Sehen kann ich meinen über mir wohnenden Nachbarn leider nicht, denn uns trennen einige Zentimeter harten Betons. Die Geräusche sind eindeutig, denn er baut seine Bowlingbahn in seinen Privatgemächern auf. Eine Bowlingbahn im Zimmer?, denke ich und verstehe meine kaputten und desolaten Sinne nicht mehr. Die Informationen fließen nur zögerlich, lassen darum auch keinen anderen Schluss zu. Oder ist das etwa ein Trugschluss?. Eventuell werden meine Sinne jetzt von der Fantasie vereinnahmt und überlagern diese?. Anstatt mit ihnen zusammen zu arbeiten, fällt sie denen in den Rücken und schlägt zu. Das Zusammenspiel wäre jetzt durchaus die eigentlich bessere Option, wenn sich da nicht noch die monströse Angst dazugesellen täte. Nämlich in der Art, dass ich glaube, so langsam durchzudrehen.
Wenn der Tag so endet, wie er begonnen hat, werde ich mir die Kugel geben und meine Sinne ins Nirwana schicken müssen, damit der Unfug endlich ein Ende hat. Nun, vielleicht sollte ich jetzt mit einem leckeren Coffee entspannen und die Sinne zur Ruhe kommen lassen?. Auch diese benötigen ab und zu einmal Urlaub vom alltäglichen Trubel. Einen Versuch ist es allenthalben Wert.
© Marlies Hanelt 9.Januar2015


                                         
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Willkommen auch im neuen Jahr 2015 zu meinen etwas anderen Geschichten. 
Viel Vergnügen.