Samstag, 15. November 2014

-Was geschieht, wenn Lebensmittel mit einem reden?- Skurrile Alltagsgeschichten und Wahnsinn.




                      
(Logo kreiert mit Word und Paint)


        Hallöchen, meine lieben Blogleser

Es ist wieder einmal soweit. Eine neue Geschichte aus den -alltäglichen, skurrilen Alltagsgeschichten- möchte von euch gelesen werden.
Ich identifiziere mich total mit dem Inhalt, da ich dieses Problem, durch meinen Diabetes bedingt, leider nur allzu gut kenne. Ich habe sie natürlich mit Humor gewürzt, denn anders kann man diesem Problem nicht Herr werden. Manchmal geschieht es aber auch so.......



Was geschieht, wenn Lebensmittel mit einem reden?

Gitte hat sich vorgenommen, ein paar Kilos abzunehmen. Eigentlich kein Problem, denn wirklich verzichten muss sie ohnehin nicht. Es gibt sehr viele Lebensmittel, die ihr nicht wirklich munden, eher einen Ekel in ihr erzeugen. Wenn man sich die Inhaltsangaben der einzelnen Produkte anschaut, kann einem schon übel werden. Manchmal lesen sich diese wie die Wirkstoffe auf Medikamentenpackungen. Carbonate sind da noch normal, da es sich um Kohlenhydrate handelt. Maltodextrose ist ein Zuckeraustauschstoff, Sorbit ein abführender Zuckerersatzstoff, wenn man ihn in größerer Menge verzehrt. Nur, wer ließt sich schon das Kleingedruckte durch?.  Gitte jedenfalls nicht. Ach ja, da gibt es noch diese Nitrite und Nitrate, die ein Lebensmittel haltbar machen sollen und leicht rosa einfärben. Auf grausige Chemiekeulen verzichten, dürfte darum wirklich kein Thema sein. Aber was Gitte definitiv höllisch schwer fällt, ist der Verzicht auf ihre heißgeliebten Nudeln, Milchcremeschokoladen und Keksmischungen. Die gibt es sogar für ziemlich wenig Euros, wenn man ein Billigprodukt eines Supermarktes wählt, welches so sonderbare Namen trägt wie, -Kauf ich doch- oder –Die Schwarzen- und auch –Geil und lecker-. (Namen sind von mir leicht abgeändert).
Wenn Gitte sich etwas vornimmt, zieht sie das auch bis zum bitteren Ende durch und zwar knallhart sich selbst gegenüber. Immerhin soll der Abnahmeprozess ja von Erfolg gekrönt sein. Erst einmal heißt es einkaufen gehen und die geliebten Lebensmittel in den Regalen zu umschiffen. Bedeutet, ignorieren und daran vorbeilaufen. Sie wirft sich ihren Wintermantel über, setzt die Wollmütze auf und zieht sich die schwarzen Lederstiefel an. Schnell noch die kleine, schwarze Einkaufstasche geschnappt, in der vorsorglich das Portemonnaie und die Schlüssel liegen. Dann geht es auf zum Supermarkt um die Ecke. Diesmal trällert sie kein Liedchen vor sich hin, sondern setzt eine verbitterte Mimik auf. Irgendwie ärgert sie dieser banale Einkauf schon jetzt. Darum heißt die Taktik,- Rein, Einkaufswagen schnappen, vier fettreduzierte Lebensmittel wählen, zur Kasse und raus in die Freiheit.
Jedoch kommt es ersten anders, als man zweitens denkt.
Langsam schlurft Gitte, den Einkaufswagen gelangweilt vor sich herschiebend, durch die Gänge des Supermarktes. Verflucht, denkt sie sich. Warum müssen die Spacken jedes mal die Waren woanders deponieren?.  Ein Gefühl von –Ich werde alle  meucheln, die nur ein Lebensmittel mehr im Wagen  haben als ich- macht sich in ihrem Inneren breit. Trägt logischerweise nicht gerade dazu bei, die ganze Aktion locker zu sehen. Ja wie auch. Selbstzweifel machen sich in ihrem malträtierten Gehirn breit, und Gitte ist sich nicht sicher, ob sie diese Abnahmeprozedur nicht auf nächstes Jahr verlegen soll. „Nein, das ziehe ich jetzt volles Rohr durch, komme was da wolle!“, bölkt sie durch den Gang des Supermarktes. Erschrocken drehen sich ein paar gut gepolsterte Menschen um und wissen nicht so recht mit dieser Aussage etwas anzufangen. Einige lächeln wider Willen. Andere blicken wiederum fassungslos in ihre Richtung und tippen sich mit dem Zeigefinger an die Schläfe, so als wollten sie ihren Gedanken damit mehr Ausdruck verleihen.
In diesem Moment bleibt Gitte an den Regalen mit den Kekstüten wie angewurzelt stehen. Bunte Verpackungen, auf denen der Inhalt demonstrativ abgebildet ist, fordern Gitte auf, einen Dialog mit ihnen zu führen. „Hallo Gitte, schau mal wie wir uns präsentieren!“. „Du magst uns doch oder etwa nicht?“. Ein Regal weiter unten beginnt eine riesige Kekspackung zu schwafeln. „Ich bin für dich wie gemacht, Gitte!“. „Kaufe lieber mich, denn ich verspreche dir Genuss pur!“. Ein Regal weiter reihen sich die Nudeln in dieses absonderliche Gespräch ein und turteln was die Tüte hergibt. Eine übergroße Vollkornnudelpackung mischt sich ein und lächelt dabei provokativ.  Ihre Stimme klingt zwar obszön, aber dennoch weich und anheimelnd. „Hallooooooo Gitte, willkommen im Nudelreich!“, wispert diese förmlich vor sich hin. „Ich verspreche dir Glückseligkeit und Wohlbefinden!“. „Nimm mich, krall mich und mache mich zu deinen Lieblingsnudeln!“, fordert sie Gitte auf. Gitte glaubt ihren Ohren einfach nicht trauen zu können und hält kurz inne. „Das kann nicht sein!“, poltert sie unwillkürlich heraus. „Ihr seid wohl des Wahnsinns kesse Beute!“, legt sie noch einen drauf, und kleine, salzige Schweißperlen beginnen ihr vor Angst die Stirn herunter zu rollen und final auf dem Mantel zu zerplatzen.
„Wisst ihr was, das geht mir an einem ganz bestimmten Körperteil vorbei!“. Ihr Timbre nimmt jetzt an Intensität zu, und Gittes Gesicht beginnt sich vor lauter Rage rot einzufärben. Hastig greift sie nach der bunten Kekspackung und der Nudeltüte. Hält sie nur für einige Sekunden in den Händen und stellt sie wieder ins Regal zurück. „Gitte, das kannst du mit uns nicht machen wollen!“, schreien die Kekse als auch die Nudeltüte. „Sofort stellst du uns in den Einkaufswagen!“, kommt der drohende Befehl. „Pah, nix da!, ihr bleibt wo ihr seid!“. „Ich komme ganz gewiss ohne euch aus!“. „Ich bin stark!“. Kekspackungen und Nudeltüten beginnen höhnisch zu lachen und halten sich ihre Tüten Bäuche. „Wers glaubt wird seelig!“, rufen die Verpackungen und Tüten, so als hätten sie sich diesen Satz abgesprochen.
„Ihr seid alle doof, ist euch das bewusst?“, dröhnt Gittes Frage durch den Gang und verhallt letztendlich an der Kasse. Erleichtert legt Gitte nur zwei Produkte auf das Band. Glaubt sie zumindest. Die Kassiererin zieht Magerquark, Magermilch, eine Packung Brot light, zwei Kekspackungen und drei Tüten Nudeln über den Scanner…………
                             --ENDE—
Eigentlich sollte von mir final eine Moral zu dieser Geschichte kommen. Vielleicht fällt euch eine ein?...
© Marlies Hanelt 15.November2014    

Eure Admina Marlies Hanelt