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WILLKOMMEN IN MEINEM
-BLOGREICH-
Schon wieder etwas aus meiner surrealistischen ZAUBERKISTE.
Wer kennt es nicht, wenn man sich mit seinem EGO unterhält?.
Orales Duett
Ich sitze, eigentlich wie jeden Tag, an
meinem antiken Schreibtisch aus Eichenholz und versuche ein Buch mit lyrischen
Strophen zu lesen. Der lederne Ohrensessel, ringsherum mit Kupfernieten
verziert, hat auch schon bessere Zeiten gesehen. Aber, ich liebe dieses monströse
Teil, welches ich passend zum Schreibtisch ausgewählt habe, innig. Habe es vor
Jahren in einem antiquarischen Laden gesehen und war sofort in dieses Teil vernarrt.
Sagenhaft günstige fünfzig Euro hat es mich gekostet. Seit dem steht dieser
Sessel in meinem Büro und lädt zum kurzweiligen als auch längeren Entspannen
ein. Eine von der Zimmerdecke bis fast auf den Schreibtisch hängende Leuchte
sorgt dafür, dass sich ihr Licht auf den Text der Bücher fokussiert. Ringsherum
ist fast völlige Dunkelheit. Nur der Schein dieser ebenfalls kostengünstigen
Leuchte taucht mein Büro in eine sanfte, stimmungsvolle Räumlichkeit. Man muss
sich in ihr einfach nur Wohl fühlen. Leider fehlt mir heute irgendwie die
Konzentration, und die Gedanken schweifen ab. Demzufolge schlage ich das Buch
zu, lege meine Beine auf den hölzernen Schreibtisch und lasse meine Beine von
der Leuchte bescheinen.
Eingebettet in völliger Ruhe, sinniere ich
über dies und das nach, als sich in diesem Moment das
Zimmerfenster, wie von Geisterhand geführt, entriegelt und quietschend öffnet. Da es tiefster Winter ist, strömt mir die Eiseskälte
in den Nacken, bis über meinen sehr empfindlichen Schädel hinweg. Alsbald
breitet sie sich im gesamten Raum aus, und mir läuft eine Gänsehaut über den Rücken,
gepaart mit einem Angstgefühl in der Brustgegend. Mein Herz pocht wie wild und
will mir fast zum Hals herausspringen. Es fühlt sich an, als würden
Buschtrommeln nicht mehr rhythmisch schlagen. Ist das jetzt der Tod?, denke ich
ängstlich und zittere am ganzen Leib. Instinktiv frage ich nach. „Wer ist da?“.
Als wenn ich darauf eine Antwort bekommen würde!. Plötzlich wispert eine Stimme
und jagt mir ziemlichen Schrecken ein. „Ich
bin es, dein zweites ICH“, kommt die Antwort. „Du hast mich doch gerufen oder
nicht?“. „Willst dich offensichtlich mit mir unterhalten“. Ich verharre in
einer längeren Körperstarre und kann erst einmal nichts sagen. Kein
Sterbenswörtchen kommt über meine Lippen. Die Kehle fühlt sich wie ausgedörrt
an. Als ich mich endlich aus dieser
lösen kann, stehe ich auf und drehe mich um. Es sind nur schemenhafte Konturen
einer menschenähnlichen Gestalt zu erkennen, von der ein gewissen leuchten
ausgeht.
„Lass dir ruhig Zeit, denn ich kann warten“,
labert es munter weiter. Die Stimme des fiktiven ICHS nimmt so langsam mein
Timbre an, und es fühlt sich nach einiger Zeit irgendwie gut an. Negative
Gefühle verschwinden und machen positiven Gedanken Platz. Bereit, um etwas aus
dem Nähkästchen zu plaudern. „Nun leg‘ schon los, meine Gute“. „Wir Beide haben
nicht mehr viel Zeit“, jammert mein zweites ICH mit weinerlicher Stimme. Jetzt
beginnt es auch noch zu weinen. „Du, das brauche ich jetzt gar nicht“, entgegne
ich mit vorwurfsvollem Unterton. „Mir ist aber heute nicht nach reden“, klagt
es weiter. „Ist mir völlig wurscht“. „Offensichtlich habe ich dich mental
gerufen, und nun solltest du auch diesem Wunsch folgen“. „Habe ich doch“,
wimmert es, und voluminöse Krokodils Tränen kullern aus seinen braunen Augen. „Weißt du was, es geht mir
einfach tierisch auf die Nerven, wenn du so wie eine Tüte Mücken angibst“, schreie ich jetzt und verziehe böse mein
Gesicht. „Bitte unterlasse das“. „Ich kann derartige Fratze nicht wirklich ab“,
kehrt mein zweites ICH wieder zu einem ansatzweise normalen Ton zurück.
„Weißt du was, wir können offensichtlich
nur auf musikalischer Ebene miteinander gut kommunizieren“, werfe ich
kurzerhand ein. „Ja, da könntest du durchaus Recht haben“, entgegnet es
fröhlich. „Was schlägst du denn vor?“,
fragt mich mein zweites ICH. „Nun, du kennst doch bestimmt das
Kinderlied, -Hänschen Klein, ging allein, in den weiten Wald hinein-?“, ist
mein konstruktiver Tipp. Das zweite ICH beginnt daraufhin wie wahnsinnig zu kreischen
und hält sich den Bauch vor Lachen. „Also dann, auf DREI, okay?“. „EINS, ZWEI,
DREI“..., zähle ich, erhebe meine Stimme und träller aus vollem Hals. Mein
zweites ICH macht es mir nach, und was soll ich euch sagen, es verpasst den
Einsatz. Zudem verpatzt es den Text, und es hört sich irgendwie nicht nach ICH SELBST
an.
„Du kannst offensichtlich auch nicht singen!“,
geifer ich es an. „Verschwinde dorthin, woher du gekommen bist!“. „Trolle dich
vom Acker!“. Endlich schließt sich das
Fenster, und mein Büro wird wieder etwas warm. Ruhe kehrt alsbald ein, und ich
versuche mich erneut an meinen lyrischen Strophen. Da ich geistig erfrischt
bin, fließen diese auch mit Tiefgang in mein Gehirn. Na bitte, geht doch…
© Marlies Hanelt 12.Oktober2014