Montag, 30. Dezember 2013

Verhörer am Call-Center-Telefon



                            
        


Hallo meine lieben Blogfans

Wollte euch eigentlich erst im neuen Jahr mit Humor bedienen. Leider oder Gott sei Dank, ist mir eine Geschichte aus meiner früheren Telegrafen-Call-Center-Arbeit eingefallen.

Die deutsche Sprache ist eigentlich ziemlich komplex mit Worten ausstaffiert. Man benutzt, je nach IQ und Gehirnkompetenz einen großen Teil davon.
Steht man einem Menschen real gegenüber und pflegt eine gut situierte Konversation, wird es wohl kaum zu Hörfehlern kommen. Voraussetzung ist, man spricht deutlich. Also kein nuscheln. Falls doch genuschelt wird, kann das nur an dem Handtuch liegen, welches derjenige vorab in den Mund genommen hat. Sollte also auf alle Fälle entfernt werden, weil es dem besseren Verstehen dient. Tipp von mir: auch Bonbons und Kaugummis sind nicht sonderlich dienlich. Dieses überlasen wir doch besser Anderen, oder?.
Im Call-Center einer Telegrammaufnahme in alten Zeiten ist das jedoch etwas anders.
Da ist gewiss sehr viel komplexe Technik zwischen, die unter Umständen einiges an Vokalen verschlucken kann. Man nimmt also als Call-Center-Kraft ein Telegramm auf. Der Kunde spricht undeutich. Auch nach mehrmahligem Auffordern deutlicher zu formulieren, wird sich nichts daran ändern. Dementsprechend preßt man die Muscheln des Kopfhörers dichter an sein Ohr. Schon mal schlecht, da diese dann drücken. Nämlich auf den äußeren Rand des Ohrknorpels. Was soll es, man wird ja schließlich dafür bezahlt, um einiges über sich ergehen lassen zu müssen.
Der Kunde beginnt seinen Text herunterzuleiern. Wieso leiert er eigentlich?, frage ich mich. Klar, er hat was Besseres vor, als eben sein Telegramm ordentlich durchzugeben. Wen wundert es da, dass man nur die Hälfte oder gar  nichts richtig versteht. Man schreibt also brav seine undefinierbaren Worte auf das Telegrammpapier. Fertig....jetzt kommt der Teil, in dem das Telegramm dem Kunden vorgelesen wird. Quasi als Kontrolle, ob man alles richtig verstanden hat. Wieder ein faux pas. Der Kunde hat es eilig, aus vorbenannten Gründen. Er hört nur mit halbem Ohr hin. Text lautet wiefolgt:
Herzlichen Glückwunsch zu deinem Ehrentag.

      Gruß Mutti
___________________________________
(Originalversion im Klartext)
________________________________________
Das habe ich, meines Wissens verstanden:. Nun kommt meine Wiederholung: Schmerzlichen  Glückwunsch zu deinem Mehrfachtag. 
     Großmutti
Der Kunde ist einverstanden mit meiner Wiederholung. Ist klar, warum sollte er auch nicht. Er hat ja nicht wirklich zugehört. 
Irgendwann bekommt der Empfänger sein Telegramm zugestellt und ließt diesen Text mit dieser Unterschrift.
Was folgt, der Absender wird angerufen, und es wird sich fürchterlich an der Hörermuschel aufgeregt über diesen Nonsens. Dieser wiederum beschwert sich schriftlich bei zuständiger Stelle. Also die Beschwerdestelle im Telegrafiendienst zu damaliger Zeit. Wer da was auf die Mütze bekommt, dürfte jedem klar sein. Natürlich die Call-Center-Agentin. 
Wie schön, dass wir heute per Internet e-mails versenden können. Somit fällt das Nuscheln völlig unter den Tisch. Es sei denn, man schreibt nuschelig. Es soll Leute geben, die das wunderbar drauf haben.
FAZIT:
Missverständnisse durch nuscheliges sprechen vorab ausräumen. Denn macht man es nicht, können Worte im übertragenen Sinne töten. 


Auch als Deutscher konnte  man früher im Ausland ein Telegramm aufgeben. Nun kommt es darauf an, wieviel deutsch die Aufnahmekraft versteht. Ist sie nicht sonderlich bewandert, wird sie sich jedes Wort einzeln buchstabieren lassen. Buchstabe für Buchstabe. Anna, Berta, Cäsar, Dora usw. ein normales Buchstabieralphabet eben.  So sollte es zumindest sein. Nur, wer gibt schon gerne zu, dass er, zumindest ansatzweise, die Sprache nicht versteht?. Kaum jemand, der schon einmal in einem Call-Center gearbeitet hat. Man will ja unbedingt mit seinem Wissen glänzen, obwohl es nicht wirklich vorhanden ist. Jetzt kommt es zu einem folgeschweren Fehler. Das Telegramm wurde seinerzeit von einem Mitglied der Kirche, oder besser gesagt, von  seinem Sekretär, aufgegeben. Es ging an den Domvikar ..... nach (Ort ist hier nicht benannt). 
Text mußte buchstabiert werden. Soweit so gut. Jetzt kam der Hörfehler. Ich meine, zumindest eine Anschrift sollte man sich  nicht unbedingt buchstabieren  lassen müssen.
Besagter Domvikar (wer kennt den Titel nicht), wurde obszönerweise kurzerhand zum Domficker. Oh, wie peinlich!. Das Telegramm ging auch über den Ticker, bis es in ....(Ort nicht benannt) der Telegrafenstelle aufgehalten wurde. Sich Anschriften gut durchzulesen, um eine Weiterbeförderung zu gewährleisten, war unabdingbar. Zu damaliger Zeit machte das die Leitstelle. Alles brüllte natürlich lauthals durch den Telegrafentelexsaal. Die Anschrift wurde logischerweise korrigiert. Der Empfänger hätte evtl. eine Beschwerde großen Ausmaßes eingelegt. Von höchster Stelle wäre nicht so gut gekommen, oder?.