Sonntag, 29. Dezember 2013

Weihnachtsgeschichte zum Nachdenken




Hier möchte ich euch die Geschichte aus 

unserem Bloggeradventskalender von
buch-talk.de noch einmal einstellen. Sie soll nachdenklich machen.



Advent, Advent, das Zimmer brennt…
Weihnachten mal etwas anders. Zum Nachdenken…

Opa Hannemann ist mit seinen 80 Jahren noch ein ziemlich rüstiger Rentner. Nur das Gehirn macht ihm seit einiger Zeit etwas zu schaffen. Was früher einmal war, geht problemlos im Kopf ab. Nur die heutigen alltäglichen Gedankengänge wollen nicht mehr so richtig funktionieren. Seit vielen Jahren zwar alleine, aber zufrieden und ausgeglichen. Für ihn gibt es nichts Besseres, als es sich in seinem Schaukelstuhl vor seinem offenen Kamin gemütlich zu machen. Ganz besonders liebt er es dann, die Gedanken abschweifen zu lassen. In  seinem Leben gab es ja genügend Ereignisse, die eben dieses ermöglichen. Manchmal glaubt er, dass es doch viel zu  viele sind, um noch für den Rest seines Lebens sinniert werden zu können.
Heute ist der 23. Dezember 2013 spät abends. Also einen Tag vor Heiligabend. Ich werde mir ein kleines Feuerchen anzünden, ein gutes Buch lesen und dazu ein Pfeifchen schmauchen, nimmt er sich vor. Gesagt, getan. Die Kiefernholzscheite schichtet er im offenen Kamin auf. Nicht wie vorgeschrieben, sondern eben so, wie es ihm in den Sinn kommt. Er hat einfach vergessen, wie das geht. Hauptsache es ist warm in der guten Stube, und ich kann entspannen. Nur ganz kurz stellt sich ihm die Frage, ob er am 24. Dezember wenigstens  Besuch von seinem Nachbarn bekommen wird. Natürlich nicht. War doch im letzten Jahr nicht anders. Alte Leute vergisst man ziemlich schnell. Ganz besonders zur Weihnachtszeit, weil jeder mit seinen eigenen Vorbereitungen in der Familie beschäftigt ist.
Noch kurz das lange Kaminzündholz geholt und Papier unter die Scheite gelegt. Langsam beginnen diese zu brennen. Opa Hannemann setzt sich in seinen Schaukelstuhl und steckt sich seine Pfeife an. Kleine Qualmwölkchen steigen aus dem Köcher empor und füllen hernach bald das ganze Zimmer. Vor ihm liegt das künstliche Bärenfell. Das weit geöffnete Maul des Bären sieht ihn angriffslustig an. War ein Mitbringsel aus Afrika. Er liebt dieses Teil innig. Er legt sich wohlig zurück und blickt über den Rand seiner kleinen, runden Metallbrille. Genüsslich nimmt er einen erneuten Zug aus der teuren Pfeife. Ahhhh, das fühlt sich gut an, denkt er sich dabei. Langsam beginnt er rhythmisch zu schaukeln. Erst nach Vorne, dann nach Hinten. Es wirkt auf ihn wie eine Art von Wiegen und eingelullt werden. Seine Blicke wandern über den Rand der Brille in Richtung Kamin, in dem bereits die Flammen tanzen, als wollen sie ihm eine eigene Vorstellung geben. Nur für Opa Hannemann persönlich. Wenigstens hatten diese Mitleid mit ihm und seiner Einsamkeit, besonders wenn es auf Weihnachten zugeht.
Herrlich, jetzt kann Opa Hannemann die Gedanken schweben lassen. Sie fliegen direkt in seine gefüllte Vergangenheit. Was für ein beruhigendes Gefühl macht sich in seinem Körper jetzt breit. Einfach Entspannung pur. Die Flammen und der Duft vom Öl des langsam verbrennenden Kiefernholzes vernebelt seine Sinne und wirkt wie eine Art von Hypnose. Ihm fallen die Augen zu. Vielleicht träumt Opa Hannemann vom Weihnachtsmann?.
Er beginnt fürchterlich laut zu schnarchen. Natürlich bekommt er nicht mit, dass das nicht korrekt aufgestapelte Kiefernholz langsam zusammensackt. Ein noch brennendes Stück Holz fällt unkontrolliert auf sein Bärenfell und beginnt sofort sein zerstörerisches Werk. Erst qualmt es, und dann fängt dieses sofort Feuer. Ein beißender Gestank macht sich breit und steigt sofort in Opa Hannemanns Nasenlöcher. Langsam wird er wach und blinzelt durch seine nicht richtig geöffneten Augen. Noch realisiert er nicht, dass er im Begriff ist, von den Flammen verschlungen zu werden.
Jedoch breitet sich das Feuer rasend schnell aus. Ein  flammendes Inferno. Körperlich noch einigermaßen fit, aber geistig, durch eine allseits bekannte Krankheit gezeichnet, kann Opa Hannemann nicht mehr rechtzeitig reagieren. Das Feuer nimmt auch von ihm Besitz und verbrennt seinen Körper bis zur völligen Unkenntlichkeit.
Alles liegt in Schutt und Asche. Hätte sich irgendjemand um Opa Hannemann gekümmert, ganz besonders in dieser Adventszeit, würde es ihn heute noch geben. Er säße dann wie immer in seinem Schaukelstuhl. Nur mit dem einzigen Unterschied, jemand Anderes kümmert sich um den offenen Kamin, um es Opa Hannemann in dieser Weihnachtszeit so gemütlich wie möglich zu machen.
© Marlies Hanelt
Nachwort
Sich um alte, kranke, einsame Menschen nur ein wenig zu kümmern, ist doch eigentlich so einfach. Zuwendung ist ein Zauberwort. Liebe Worte und Hilfe anbieten, und das nicht nur zur Weihnachtszeit. Respekt und Zuneigung möchte doch jeder haben. Auch Opa Hannemann hätte sich bestimmt darüber gefreut. Sie danken es uns auf vielfältige Weise.